Belarus

„Auto, Reisen, Studium, Partys, Beziehung. Die Lebensinhalte junger Belarussen unterscheiden sich nicht von denen ihrer Altersgenossen in Deutschland. Mit dem Unterschied, dass alles etwas früher kommt.“ So beschreibt unsere Kollegin von Olga Kapustina  in einem SWR-Radiofeature aus dem Jahr 2015 das Leben junger Menschen in Belarus – oder wie wir in Deutschland das unbekannte Nachbarland der EU nennen: Weißrussland.

In Belarus, fährt die Journalistin fort, „gilt es als komisch, wenn man mit Anfang 20 noch keinen Job und mit Mitte 20 noch keine Familie hat. Alles ist genau geregelt und fixiert. Es beginnt mit dem engen Einwickeln Neugeborener in der Geburtsklinik, geht über den festen Tagesablauf in Kita und Schule bis zum vorgegebenen Stundenplan an der Uni. Flexible Lernzeiten, freie Wahl der Vorlesungen? Fehlanzeige. Wer von den festgetretenen Pfaden abweicht oder gar in die Gegenrichtung steuert, wird oft fallengelassen.“

 

Alexander Lukaschenko ist seit 1994 Präsident von Belarus. Er ist ein harter, in der Sowjetunion sozialisierter Herrscher. Einer der Opposition am liebsten nur im Gefängnis zuließe.

 

Das Regime lässt der Jugend seines Landes nicht wirklich eine Wahl. Schule, Ausbildung oder  Studium, später der Beruf und meist sogar der Arbeitsplatz werden von Vater Staat zugewiesen. Das Gehalt ist lächerlich gering: Der Durchschnittslohn beträgt in Belarus laut offiziellen Angaben 380 Euro im Monat. In einigen Landesteilen verdienen die Meisten deutlich weniger. Viele Weißrussen bauen selbst Obst und Gemüse an und halten Tiere, um zu überleben. Der Traum vom eigenen Auto ist fern.

 

Junge Menschen werden zu den Pionieren „eingeladen“, einer Mischung aus Pfadfindern und Parteijugend. Was sie als Teil der Organisation lernen, ist Heimatliebe, Treue zum Vaterland und die Segnungen des Systems Lukaschenko. Was sie jedoch auch lernen, ist Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft. Beides sticht bei persönlichen Begegnungen mit Belarussen immer wieder ins Auge.

Weil Lukaschenko seit 1994 an der Macht ist, kennen junge Menschen ein Leben ohne ihn als Leitfigur gar nicht. Kein Wunder also, dass die meisten ihn gar nicht so schlimm finden, dass sie das Gesellschaftssystem mit seinen niedrigen aber garantierten Renten und das Leben in einer winzigen aber gesicherten Wohnung ganz okay finden.

 

Zumindest bis zu dem Tag, an dem sie eine Reise in eine freie Gesellschaft antreten dürfen, wenn es ihnen gelingt, die Visa-Hürden zu nehmen. Danach ist nichts mehr, wie es war. Danach ist Belarus trotz seiner wunderschönen Landschaften eng. Die junge Generation Weißrussen wünscht sich eine Annäherung ihres Landes an die EU. Sie will am Erasmus-Programm teilnehmen und später ordentlich Geld verdienen. „Die Generation Lukaschenko flüchtet ins Ausland, ins Internet oder ins Privatleben“, erklärt Olga Kapustina in ihrer Radioreportage. Gewaltig sind die Unterschiede zu Deutschland gar nicht, was die Wünsche angeht. Nun müssen nur die Chancen, dass sie sich erfüllen, steigen.


Die Ziele unserer Informationsreisen sind klar: Wir wollen nicht über die offizielle Politik und die Rolle der Opposition recherchieren, sondern wir wollen mit Hilfe unserer Partnerorganisation erfahren, wie es um die Jugend steht, welche Hoffnungen, Chancen und Perspektiven junge Menschen in Belarus haben. Je nach Themenschwerpunkt der Reise soll untersucht werden, welche Arten von Jugendhilfe-Einrichtungen es gibt, wie sie arbeiten und wie effektiv sie den Jugendlichen helfen. Gibt es Parallelen zu Einrichtungen in Deutschland? Können wir etwas lernen oder eigenes Wissen in Belarus einbringen?

 

Unser Partner:
Belarusian Association of UNESCO Clubs (BelaUN), Minsk

Der Verein wurde 1989 gegründet und 1991 durch die Regierung anerkannt. Ebenfalls seit 1991 ist BelaUN offizielles und voll stimmberechtigtes Mitglied in der Weltvereinigung der UNESCO-Vereinigungen. Der Verein arbeitet mit dem weißrussischen Außenministerium zusammen, und erhält finanzielle Unterstützung durch die Ministerien für Erziehung und für Kultur, er arbeitet eng mit der Nationalen Kommission für die UNESCO, mit den UN und mit dem UNICEF-Büro in Belarus zusammen.

 

BelaUN zählt über 70 UNESCO-Mitgliedsclubs.
Wichtigste Aufgaben von BelaUN sind
- Erziehungs- und Trainingsprogramme zu UNESCO-Themen für Erwachsene, Jugendliche und       Kinder
- Nationale und internationale Austauschprogramme für alle Altersklassen zu wissenschaftlichen     und kulturellen Themen
- Verbreitung von UNESCO-Themen
- Aufbau von lokalen UNESCO-Clubs in ganz Belarus

 

BelaUN
25-231 Masherov av.
Minsk 220002, Belarus
Tel./Fax: +375 17 237 87 91
E-mail: belau@unibel.by
Websitewww.belau.info

 

Das Programm wird gefördert über den Kinder- und Jugendplan des Bundes (kjp) im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)